Diese Woche möchten wir gerne Livia Röthlisberger vorstellen, die Country Representative für PROJECT-E in Äthiopien war.
Was war Deine Aufgabe bei PROJECT-E und wie lange warst Du bei PE dabei?
Ich habe im März 2014 als Bildungsberaterin für das Secretarial College begonnen und bin dann im August 2014 Country Representative geworden. Meine Hauptaufgabe als CR war die Übergabe des bisherigen Projekts an Selam und dann die Einrichtung des neuen Hospitality Institute. Bis zu dem Zeitpunkt im März 2017, zu dem ich PROJECT-E verlassen habe, haben wir unser eigenes Curriculum erstellt, die Lehrgebäude mit Möbeln eingerichtet und mit Werkzeug ausgestattet, die Akkreditierung der Regierung erlangt und erfolgreich die zweite Gruppe junger Frauen, die das Bildungsprogramm durchlaufen, rekrutiert.
Wie würdest Du Deine Erfahrung als Freiwillige*r bei PROJECT-E in drei Worten beschreiben?
Stärkend, Inspirierend, Einzigartig
Was war für Dich die einprägsamste Erfahrung mit PROJECT-E?
Ich werde mich immer an die Anfänge des PEHI erinnern, als wir in Ayat gerade einen Ort zu mieten gefunden hatten, ohne jede Ausstattung und nur wenigen Mitarbeitenden. Wir haben normalerweise immer erst eine halbe Stunde vor dem Mittagessen entschieden, wer für das Kochen verantwortlich sein sollte und dann alle von einem Tablett, auf den Stufen am Eingang des Hauses gegessen. Der Teamgeist, der sich in diesen Zeiten entwickelt hat, war einzigartig. Wir haben uns alle als ein Teil dieses Projektes gefühlt.
Der andere einprägsame Tag war mein letzter Arbeitstag, der eine Zusammenkunft aller wichtigen Leute war, die dieses Projekt zu dem gemacht haben, das es heute ist: Mitarbeitende, Studentinnen, einheimische Freiwillige, internationale Freiwillige, Partner*innen, Befreundete, Familien. Es war großartig, so eine starke Gruppe und ihren Einfluss nochmal zusammen zu sehen.
Was unterscheidet PROJECT-E Deiner Meinung nach von anderen „internationalen Hilfsprojekten“?
Ich mochte immer den bodenständigen Ansatz, den PROJECT-E hat. Durch die Kontakte und Freundschaften, die vorherige Freiwillige mit den Mitarbeitenden von Selam und des PEHI aufgebaut haben, hatte man die Chance, das äthiopische Leben direkt zu erfahren. Diese Kultur und diesen Lebensstil zu erfahren und zu hören, was die Menschen sagten, war sicher etwas, das beeinflusst hat, wie unser Projekt entworfen und ans Laufen gebracht wurde.
Warum musstest Du PROJECT-E verlassen?
Um meinen Bildungsweg weiterzuverfolgen. Ich habe, nachdem ich die NGO verlassen habe, einen Master in „Intercultural Conflict Management“ begonnen.
Was machst Du derzeit beruflich und wie hat deine Zeit bei PROJECT-E Deine Berufswahl beeinflusst?
Ich bin jetzt Landesprogrammmanagerin für „Free to Run“ in Afghanistan — eine NGO, die Frauen und Mädchen durch Sport und Führungsskills stärkt. Während wir in Addis eine relativ ganzheitliche Annäherung angeboten haben (in welcher die formale Bildung einbegriffen war), ist die Mission meiner jetzigen NGO, die Entwicklung von Frauen zu unterstützen und ihre Rolle in der Gesellschaft durch Freizeitaktivitäten zu hinterfragen. Wir geben Führungs-, Kommunikations- und Konfliktlösungskurse in Afghanistan und im Irak und verbinden sie mit Sportaktivitäten im Freien, um öffentlichen Raum zurückzugewinnen. Meine Arbeit als CR bei PE hat mich auf diese neue Herausforderung extrem gut vorbereitet.
Verfolgst Du noch immer die Aktivitäten von PROJECT-E in den sozialen Medien oder bist Du in irgendeiner Weise daran beteiligt?
Natürlich! Ich liebe eure Updates auf diesen Kanälen!
Was hast du aus Deiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei PROJECT-E gelernt?
Ich denke, dass das wichtigste, das man aus jeglicher ehrenamtlichen Erfahrung lernt, ist, dass wir ehrlich mit uns selbst sein und erkennen müssen, dass wir, abgesehen vom Unterstützen der Sache an sich, vor allem für uns selbst ehrenamtlich tätig sind: Wir arbeiten als Freiwillige, um zu lernen, Erfahrungen zu machen und uns selbst in einer neuen Umgebung herauszufordern.
Warum würdest Du jemandem empfehlen, sich als Freiwillige*r für PROJECT-E zu engagieren?
Ehrenamtlich für PROJECT-E aktiv zu sein, mit seinem bodenständigen Ansatz, erlaubt Dir wirklich, das wahre „äthiopische“ Äthiopien zu fühlen und zu erleben.