Wann kreuzen sich die Wege eines deutschen und eines äthiopischen gleichaltrigen Mädchens? Nicht sehr oft. Vor allem nicht, wenn 8000 Kilometer zwischen den Beiden liegen. Für beide wäre es fast unmöglich, sich vorzustellen, auch nur für einen Tag in der Rolle des anderen zu sein.
Was sie trennt, ist nicht nur die Distanz, sondern auch die markanten Unterschiede in ihrer Umgebung, ihren Kulturen und Erfahrungen. Nicht viele Menschen können einen Ort außerhalb ihrer eigenen Wirklichkeit eindrücklich erleben, aber der Kontakt ist der erste Schritt. Die von PROJECT-E angebotenen Förderprogramme ermöglichen genau diesen Austausch von Perspektiven.
Es gibt zwei Sponsoringprogramme. Die erste Option übernimmt alle Lebenshaltungskosten einer Studentin pro Monat (ca. 30,- €); die zweite einen Teil der Kosten einer Studentin (20,- €). Beide Programme beinhalten Briefe von den Studentinnen, also den jungen Frauen am PEHI, und die Spender*innen werden ermutigt, darauf zu antworten. Die Studentinnen schreiben oft über ihr Leben am PEHI, ihre Familie, ihre Hobbys, ihre Träume und Zukunftswünsche. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Patenschaft zu verschenken. Dies macht die Idee der Programme noch bereichernder und buchstäblich lebensverändernd. Die Art und Weise, wie man an den Sponsoringprogrammen teilnimmt, ist nicht nur schön, weil ein kleiner Teil des Einkommens einer Person das Leben einer anderen verändern kann. Es ist umso mehr ein Akt des Mitgefühls, als es sich nicht um Spenden an eine Idee oder eine unbekannte Person handelt. Es geht um echte Menschen, junge und aufgeweckte Frauen, die so viel Potenzial haben und es durch die kollektive Zusammenarbeit anderer sowie durch ihre eigene harte Arbeit realisieren.
Wie eingangs erwähnt, ist es für einige Pfade viel weniger wahrscheinlich, dass sie sich kreuzen als für andere. Und während wir oft Vielfalt und kulturellen Austausch loben, wird dies hier durch das tatsächliche Engagement zwischen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund in die Tat umgesetzt. Unsere Förderprogramme haben es beispielsweise Eltern ermöglicht, für Schülerinnen des Instituts zu spenden. Ihre Kinder wiederum lasen Briefe von den Studentinnen, die die Spenden unterstützten und schrieben selbst Briefe zurück. Diese Interaktion aus erster Hand zwischen Menschen in verschiedenen Teilen der Welt ist für viele eine seltene Gelegenheit und fördert gegenseitiges Verständnis, Mitgefühl, Neugierde und menschliche Verbindung in ihrer höchsten Form. All dies sind die Bausteine einer Zukunft, die mit mehr Freundlichkeit und weniger Angst vor dem Unbekannten gefüllt ist.
Geschrieben von Ruth Makonnen