Bildung ist der Schlüssel im Kampf gegen Armut. Bildung überwindet Grenzen. Bildung schafft Gleichberechtigung. Bildung ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben. Oder, in den Worten PROJECT-Es: Education Empowers. Sie sind zahlreich, die Redewendungen über Bildung und ihre Wirkmacht, und doch ist ihre Umsetzung längst keine Selbstverständlichkeit. Weltweit müssen sich häufig vor allem junge Mädchen und Frauen den Zugang zu Bildung hart erkämpfen. Vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Fundraising-Kampagne PROJECT-Es, die unter dem Motto „Starke Frauen stärken Frauen“ das Licht auf die Studentinnen des PEHI und ihren Werdegang vom Beginn bis zum Abschluss der Ausbildung wirft, möchten wir auf Zahlen und Fakten zur Bildung der Mädchen und Frauen in Äthiopien blicken.
Äthiopiens paritätische Regierung
Als Abiy Ahmed 2018 zum Premierminister Äthiopiens wurde, besetzte er das Regierungskabinett zur Hälfte mit Frauen. Ihnen unterstehen seitdem bedeutende Ämter, zu denen das Verteidigungs-, das Friedensministerium und das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung zählen. Mit Sahle-Work Zewde hat außerdem eine Frau das Amt der Staatspräsidentin inne; die Politikerin mit jahrzehntelanger internationaler Erfahrung steht sinnbildlich dafür, dass sich Frauen ihren Weg in Staats- und Regierungsämter bahnen und öffentlich als Entscheidungstragende etablieren. Spiegelt sich das politische Aufstreben der Frauen jedoch auch in den anderen Bereichen der äthiopischen Gesellschaft wider?
Schulbildung in Äthiopien
Obwohl die Schulbildung in Äthiopien weder kostenlos noch verpflichtend ist, hat das Land eine der höchsten Einschulungsraten des afrikanischen Kontinents: 86% der Jungen und 81% der Mädchen werden eingeschult, allerdings geht die Schulbildung nur für wenige Kinder, vor allem für wenige Mädchen über die Grundschule hinaus. Der aktuellsten Studie zufolge (2017) können nur 44,4% der Mädchen und Frauen über fünfzehn lesen und schreiben. Die Gründe für den häufig frühen Abbruch der Schule können vielfältig sein; Mädchen aber hindern vor allem in ländlichen Regionen noch häufig sehr frühe Hochzeiten und Schwangerschaften daran, weiter zur Schule zu gehen. Außerdem ist nur ein Drittel der Lehrkräfte weiblich, wiederum nur 11% von ihnen arbeiten in ländlichen Regionen — dort, wo die Schülerinnen weibliche Lehrkräfte also am dringendsten brauchen, um ihr Selbstbewusstsein als Mädchen entwickeln zu können, besteht der größte Mangel.
Das äthiopische Hochschulwesen
Die äthiopische Hochschullandschaft hat sich über die vergangenen zwanzig Jahre hinweg stark entwickelt, die Zahl weiblicher Angestellter an den öffentlichen Universitäten stieg auf immerhin 12,6% (2017) an und die Ministerin für Wissenschaft und Hochschulbildung, Prof. Hirut Woldemariam, fördert Frauen in Entscheidungspositionen der Universitäten. Nichtsdestotrotz sind bislang nur 32% (2014) der Studierenden Frauen, im Master- und PhD-Bereich liegt die Männerquote sogar bei bis zu 90% — ein Grund mehr für die immer größer werdende Zahl feministischer Aktivist:innen, die sich in Bewegungen und Universitätsgruppen wie dem Yellow Movement oder Setaweet zusammenfinden, für ihre Rechte in der Gesellschaft einzustehen! Das Yellow Movement sensibilisiert mit Vorträgen und Informationsveranstaltungen auf dem Campus der Universität Addis Abebas für das Thema sexueller Gewalt, die feministische Bewegung Setaweet legt den Menschen die Emanzipation der Frauen durch Karikaturen nahe, die in Büchern gedruckt verteilt werden. Auch wenn die Beliebtheit der Organisationen wächst, bleibt noch viel zu tun…