Nach Aussage der Vereinten Nationen (UNO) hat Äthiopien einen der niedrigsten Indikatoren für die Chancengleichheit der Geschlechter. (UN Women 2013). Frauenrechte äthiopischer Frauen werden in nahezu allen Lebensbereichen verletzt. Dies wurde 2016 in einer Umfrage bestätigt, die besagt, dass jede dritte Frau einen Job hat (im Vergleich zu 88% der befragten Männer); fast die Hälfte der Frauen hatte keine Form von Bildungseinrichtungen besucht (für 75% von ihnen mussten die Schule verlassen, als sie geheiratet haben). Außerdem wurde herausgefunden, dass Ehemänner noch immer größtenteils (vor allem in ländlichen Gebieten) darüber bestimmen, wofür ihre Frauen das eigens verdiente Geld ausgeben und auch intime Entscheidungen wie etwa die Benutzung von Kondomen an ihrer Stelle treffen.
Die Umfrage fand außerdem heraus, dass die Mehrheit der Frauen der Meinung sind, dass sie kein Recht dazu haben Sex mit ihrem Ehemann zu verweigern und dass jede vierte Frau zwischen 15 und 49 bereits physische und sexuelle Gewalt erlebt hat (Central Statistical Agency 2016). Allgegenwärtige Gewalt gegen Frauen und Mädchen bleibt eine der größten Hindernisse für das Empowerment von äthiopischen Frauen.
Warum ist Empowerment von Frauen so wichtig?
Die Weltbevölkerung besteht etwa zur Hälfte aus Frauen. Sie stellen eine unverzichtbare Hälfte der Welt dar und werden doch in vielen Teilen der Erde, einschließlich Äthiopien, systematisch unterdrückt. Wie können wir als Menschen vorankommen, wenn es einem solch großen Teil der Bevölkerung nicht möglich ist sein Potential auszuschöpfen? Frauen ziehen etwa Kinder groß – die Stärkung von Frauen bedeutet daher die Stärkung von ganzen Familien und in vielen Fällen eine ganze Gemeinschaft. Wie in Anlage 1 des verabschiedeten Aktionsplans der UN-Weltfrauenkonferenz in Peking festgehalten ist das Empowerment und die Stärkung von Frauen essentiell für die Bekämpfung von Armut.
Wie sieht die Lösung aus?
Das Recht auf Bildung ist fundamental für das Empowerment von Frauen und die positive Entwicklung der Gesellschaft. Eine Studie in 65 Staaten mit geringem oder mittlerem Durchschnittseinkommen hat herausgefunden, dass die Kindersterblichkeit um mehr als 50% verringert werden kann, indem man die Anzahl von Frauen mit Abschlüssen von weiterführenden Schulen verdoppele. Des Weiteren sei die Wahrnehmung des Rechts auf Bildung auch dafür wichtig, Frauen in anderen Aspekten ihres Lebens zu stärken (Terry 2007). Schließlich gibt ein fester Arbeitsplatz Frauen die Möglichkeit unabhängig von Männern und frei von Gewalt zu leben sowie Entscheidungen über ihr eigenes Leben zu treffen. Allerdings sind die Chancen auf eine Anstellung gering ohne genügend Bildung.
Was tut PROJECT-E in diesem Bereich?
Das Ziel von PROJECT-E ist im Großen und Ganzen die Rolle der Frauen in der äthiopischen Gesellschaft zu stärken und Geschlechtergleichstellung zu unterstützen sowie Frauen die Möglichkeit zu geben aktiver Teil der Wirtschaft zu werden und somit die Risiken von persönlicher Abhängigkeit zu verringern. PROJECT-E bietet nicht nur eine Plattform zur persönlichen Entwicklung und zum Netzwerken. Auch praktisches Können und die nötige Qualifikation erhalten die Studentinnen, das die Chancen vergrößern eine Anstellung in dem Sektor zu bekommen, der hochqualifizierte Mitarbeiterinnen benötigt.
Viele unserer außerschulischen Aktivitäten zielen darauf ab das Selbstvertrauen und die Unabhängigkeit unserer Studentinnen zu fördern: In Taekwondo Unterrichtsstunden lernen sie Selbstverteidigung, bei Treffen der “Association of Women in Business” (AWIB) lernen sie starke und erfolgreiche äthiopische Frauen kennen. Workshops zum Umgang mit Geld, zur Steigerung des Selbstbewusstseins und zu einem gesunden Lebensstil werden in regelmäßigen Abständen organisiert. In unserem integrierten “Life-Skill-Training” schaffen wir Bewusstsein für Frauen*rechte und die Bedeutung für diese einzustehen. Für größtmöglichen Einfluss ermuntern wir die Studentinnen dazu das gelernte Wissen auch in ihren Familien und ihrem Umfeld zu verbreiten. Schließlich wird das Selbstvertrauen und Eigenständigkeit auch dadurch gefördert, dass die Studentinnen eigenverantwortlich auf einem eigenen Gelände wohnen.
Bis jetzt haben 100% unserer Absolventinnen eine Anstellung im Hotelsektor gefunden – die perfekte Motivation für uns weiterzuarbeiten für das Ziel des Empowerments von Frauen und eine gerechte Gesellschaft in Äthiopien.
References:
Central Statistical Agency (2016): Ethiopian Demographic and Health Survey, [online] https://dhsprogram.com/pubs/pdf/FR328/FR328.pdf [09.11.2017].
Terry, Geraldine. (2007): Women’s Rights, London: Pluto Press.
UN Women (2013): Ethiopia. Leave No Women Behind, [online] http://www.unwomen.org/mdgf/B/Ethiopia_B.html [09.11.2017].
Geschrieben von Lorenza Arnaboldi. Übersetzt von Marco Fölsch.